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Oliver Kipf verbindet beruflich seine Expertisen für das Gesundheitswesen und Enterprise Architecture Management (EAM) und vertraut dabei ganz auf Enterprise Architect. Derzeit arbeitet er intensiv an einer Referenzarchitektur für das Gesundheitswesen, die den Patienten in den Mittelpunkt rückt und auch ein Szenario für eine Pandemie umfasst.

Bild Copyright: Oliver Kipf

Im Gespräch mit Oliver Kipf wird schnell klar, wie nahe ihm die derzeitigen Entwicklungen rund um die Corona-Epidemie gehen: „So ein weltweites Ereignis stellt das gesamte Gesundheitswesen auf eine harte Probe. Im Rahmen des Standardisierungsgremiums „The Open Group“ arbeiten wir seit längerem intensiv an einer Referenzarchitektur, die das Wohlergehen der Patienten in den Mittelpunkt stellt und auch ein Pandemie-Szenario beinhalten wird. Wir hoffen, damit in Zukunft zur besseren Bewältigung solcher Herausforderungen beitragen zu können.“

Wie sich derzeit besonders drastisch zeigt, steht das Gesundheitswesen weltweit vor einer Vielzahl unterschiedlicher Herausforderungen. Dabei wird etwa deutlich, dass sich trotz fortschrittlicher Gesundheitstechnologien für bestimmte Erkrankungen und Behandlungen, die Gesamterfahrung aus Patientensicht oft nicht wirklich verbessert hat. „Eine Referenzarchitektur sollte die Bereitstellung von Pflege über das gesamte Gesundheitskontinuum eines Patienten hinweg fördern. Sie sollte eine Methode zur Architekturentwicklung enthalten und einen Entwurf für die Architektur eines einzelnen Unternehmens und seines Partnernetzwerks liefern. Ein zentrales Prinzip dabei ist die Gestaltung der Gesundheitsdienste und der damit verbundenen Prozesse rund um den Patienten und nicht um die Krankheit.“

Enterprise Architect im Gesundheitswesen

Enterprise Architect wurde im Gesundheitswesen schon öfter erfolgreich eingesetzt. So schrieb Sparx Systems gemeinsam mit „Health Level Seven International (HL7®)“, einer Einrichtung für Interoperabilität und Standards in der Gesundheits-Informationstechnologie mit Mitgliedern in 55 Ländern, schon 2012 einen Wettbewerb zur Erstellung eines UML-Profils aus. Solche UML-Profile sollen es kommerziellen Tools ermöglichen, mit den HL7-Modellen zu arbeiten, die über Funktionen verfügen, die die Standard-UML-Ausdrücke erweitern. Sparx Systems setzte damit einerseits ein Zeichen für die Entwicklung von Gesundheitsstandards und unterstützte andererseits die Entwicklung von Ausbildungskursen in der Gesundheitsinformatik.

2014 erschien dann eine Fallstudie über den Einsatz von Enterprise Architect beim Aufbau einer staatlich betriebenen Krankenversicherungsbörse in einem amerikanischen Bundesstaat. Dabei wurde gezeigt, wie die Modellierungs-Plattform größere Projekte durch die Nutzung von wiederverwendbarem Wissen beschleunigt, das in einem auf offenen Standards basierenden Rahmenwerk gespeichert ist. Die Analyse erstreckte sich auf die Anwendung von EAM und die Optimierung von teambasierter Modellierung, Zusammenarbeit und Planung.

Referenzarchitektur für das Gesundheitswesen

Damit reiht sich die Arbeit von Oliver Kipf zur Erstellung einer Referenzarchitektur in mehrere Initiativen von Sparx Systems ein, den Gesundheitsbereich durch den gezielten Einsatz von Modellen zu modernisieren und bei seinen wachsenden Aufgaben zu unterstützen. Die in Ausarbeitung befindliche Referenzarchitektur wird aus einer oder mehrerer Spezifikationen und einer Referenzimplementierung bestehen. Eine erste modellhafte Implementierung (Anwendungsfall), basierend auf Enterprise Architect, stieß bei bisherigen Präsentationen auf großes Interesse. „Für einen derart regulierten Bereich wie das Gesundheitswesen sind die hervorragenden Fähigkeiten von Enterprise Architect im Hinblick auf Nachverfolgbarkeit und das Management von wechselseitigen Abhängigkeiten im Modell ganz zentral. Daher breitet sich diese Modellierungs-Plattform derzeit im Gesundheitswesen immer mehr aus“, schildert Kipf seine Erfahrungen aus der Praxis. So wird etwa auch in den Niederlanden seit geraumer Zeit eine Referenzarchitektur für Krankenhäuser in Enterprise Architect aufgebaut.

Dazu Peter Lieber, Gründer und Inhaber von SparxSystems Central Europe: „Wir sind sehr stolz darauf, das Gesundheitswesen gerade in einer so schwierigen Phase wie der Corona-Pandemie mit Enterprise Architect unterstützen zu können. Wie man derzeit erkennt, kommt dem Gesundheitswesen in modernen Gesellschaften eine oft unterschätzte Bedeutung zu. Dieser zentralen Rolle muss auch die IT-Architektur gerecht werden, indem sie auf state-of-the-art Methoden setzt und über Modelle ein Gesamtbild des Gesundheitssystems zeichnet.“

Sechs Prinzipien einer Gesundheits-Architektur

Für Oliver Kipf sind die Hauptnutznießer einer künftigen Referenzarchitektur Patienten, Angehörige der Gesundheitsberufe und Organisationen des Gesundheitswesens. Genutzt wird sie vor allem von Planern, Managern und Unternehmensarchitekten. Die grundlegenden Prinzipien einer Gesundheits-Architektur, die eng miteinander verwoben sind und aufeinander aufbauen, werden im folgenden Abschnitt kurz erläutert.

Abbildung 1: Ein zentrales Prinzip der neuen Referenzarchitektur ist die Gestaltung der Gesundheitsdienste und der damit verbundenen Prozesse rund um den Patienten und nicht um die Krankheit. Copyright Oliver Kipf

Abbildung 2: Der Informationsfluss im Gesundheitsbereich. Copyright Oliver Kipf

Abbildung 3: Die Referenzarchitektur beinhaltet auch klare Vorgaben für das Risikomanagement z.B. bei einer Pandemie. Copyright Oliver Kipf

Abbildung 4: Eine Katastrophe, wie z.B. eine Pandemie, erfordert eine Vorab-Analyse von Behandlungsszenarien durch detaillierte Patientenreisekarten. Copyright Oliver Kipf

Sechs Prinzipien einer Gesundheits-Architektur

Prinzip 1: Fokus auf die Person

Gestaltung der Gesundheitsdienste und der damit verbundenen Prozesse rund um den Patienten und nicht um die Krankheit.

Prinzip 2: Dienstleistungsorientierung

Entwerfen Sie das Unternehmen und Ihr Partnernetzwerk entlang der von Ihnen angebotenen Gesundheitsdienste und unterstützenden Dienstleistungen.

Prinzip 3: Lieferung im Team

Koordinieren Sie die Bereitstellung von Pflegeleistungen in Ihrem Partnernetzwerk.

Prinzip 4: Qualität in jedem Schritt

Machen Sie Qualität und die Einhaltung von Vorschriften zu einem integralen Bestandteil Ihrer Arbeit. Definieren Sie die Qualitätsstruktur Ihres Partnernetzwerks und setzen Sie Prozesse in Gang, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.

Prinzip 5: Von der Strategie zur Ausführung

Planen Sie, wo Sie sein wollen und wie Sie dorthin gelangen. Die dazu notwendigen Fähigkeiten sind aufzubauen, bereitzustellen und weiter zu entwickeln.

Prinzip 6: Weiterentwicklung über die Lebensdauer

Das Umfeld verändert sich, neue Anforderungen entstehen. Dienstleistungen oder Prozesse erfordern Anpassungen, Anlagen halten nur eine begrenzte Zeit und müssen gewartet werden. Daher braucht es eine kontinuierliche Verbesserung, um laufend besser zu werden.

Risiko-Management für eine Katastrophe

Eine Katastrophe, wie z.B. eine Pandemie, erfordert eine Vorab-Analyse von Behandlungsszenarien durch detaillierte Patientenreisekarten. Bei jedem Schritt auf einer Patientenreise („patient journey“) werden die Einreisebedingungen (Sterilisation, Dekontamination usw.), die erforderlichen Aktivitäten (klinisch, nicht klinisch), das Personal, die Versorgungskette (Medikamente, Geräte und Verbrauchsmaterialien), die Infrastrukturelemente und die Ausreisekriterien definiert. Sobald sie festgelegt sind, müssen Kontrollen eingeführt werden, um die Kontinuität der Versorgungskette sowie die Verfügbarkeit und Kapazität der unternehmenskritischen Infrastrukturelemente zu gewährleisten.

Text: Rüdiger Maier